Schlosspark Wiesenburg

Geschichte des Schlossparks
1 - Beginn der Neugestaltung
2 - Wiesenburger Tiergarten
3 - Wiesenburger Feldgarten
4 - Verfall des Schlossparks
5 - Rekonstruktion des Schlossparks
6 - Pflegenotstand des Schlossparks

Mit freundlicher Unterstützung vom:
Verein zur Förderung und Erhaltung des denkmalgeschützen Landschaftsparkes Wiesenburg e.V.

Die Geschichte des Wiesenburger Schlossparks


Das Teehäuschen im Wiesenburger Park ist vermutlich noch eine Idee der von-Watzdorff-Mutter Luise
Wiesenburger Tiergarten
Die Realisierung seines eigenen Parkes am Wiesenburger Schloss hat bemerkswerter Weise einige Parallelen zur Entwicklung des, Tiergartens in Berlin. Er war im 18. Jahrhundert vor den Toren der Stadt als Jagdrevier des Kurfürsten entstanden und ab 1832 von Peter-Joseph Lenné zum Landschaftspark umgestaltet worden.
Curt Friedrich Ernst von Watzdorff nahm möglicherweise diese Idee auf und mit seiner Amtsübernahme begann auch er 1863 den vorhandenen Tiergarten seines Herrschaftsbereiches zum Landschaftspark umzugestalten. Allerdings ließ er keinen berühmten Planer wie Lenné gestalterisch aktiv werden, sondern entwickelte die Gesamtgestaltung für den Park mit fachlicher Beratung von Förster Karl Gebbers selbst. Nur für Teilbereiche sind Gärtner oder andere Planer nachweisbar.

Aber neben diesen Hinweisen bedarf es noch tiefergehender Beweggründe, das ein 24-jähriger Mann mit der Übernahme der Herrschaft Wiesenburg am 27. Mai 1863 Schloss und Park umgestaltet bzw. entwickelt. Denn für die Durchführung solcher Veränderungen bedarf es mehr als Finanzstärke, vielmehr alle Sinne eines Visionärs, Ästhetikers und Pflanzenliebhabers.
Curt Friedrich Ernst von Watzdorff verbrachte seine ersten Lebensjahre am Stammsitz in Wiesenburg. Im Alter von 9 Jahren verstarb sein Vater, wodurch die Mutter Luise eine noch slärkere Bedeutung als Bezugsperson gewonnen haben wird. Sie dürfte die musischen Talente ihres Sohnes stark gefördert haben. Auch war sie im damaligen Tiergarten gärtnerisch gestalterisch aktiv - beispielsweise stammt das so genannte Teehäuschen aus ihrer Zeit -und dürfte die gärtnerische Ader Ihres Sohnes getroffen und befördert haben. Nach der Schulzeit folgte für ihn ein Jurastudium in Leipzig und Berlin, nach dessen Abschluss er die Herrschaft in Wiesenburg übernommen hat.
Die waldreiche Gegend seiner Jugend und die vielen Jagdgesellschaften rührten schließlich zu einem leidenschaftlichen Hang zur Weidmannslust und zum Forstwesen.
Auf unzähligen Reisen durch ganz Europa konnte er obendrein zahllose gelungene Parkanlagen kennenlernen und Ideen für seinen eigenen Park sammeln. Sein Gärtner soll ihn auf einigen Reisen begleitet haben. England als Ursprung der Landschaftsparkidee, aber auch Frankreich und Italien, hier vor allem Rom, sind nur eine kleine Auswahl an Zielen, die Curt Friedrich Ernst von Watzdorff angesteuert hat. Er entwickelte als Autodidakt den Wiesenburger Park als Gesamtkunstwerk, durchaus vergleichbar mit Fürst Pückler in Bad Muskau.
Mit dem „Tiergarten" als Vorgänger des Parks war ein herrliches Jagdrevier vorhanden, was mit gestalterischen Maßnahmen wie Sichtachsen, Baumgruppen und vor allem botanischen Raritäten aufgewertet werden konnte. Sein Pflanzeninteresse und die Einfuhr von seltenen Gehölzen aus England und Belgien führte letztlich zur Entwicklung der Baumschule Wiesenburg und zu vielen dendrologischen Besonderheiten, die heute noch zu bestaunen sind.
Ein ganz anderer Beweggrund für seine Gestaltungsaktivitäten könnte die Liebe gewesen sein. Alten Erzählungen zufolge soll er den Wiesenburger Park auch für seine große Liebe angelegt haben, die er aber, da aus dem Königshause stammend, nie zu sich heim führen konnte. Ob sein Tod am l. Januar 1881 im Alter von 41 Jahren Selbstmord oder Schlusspunkt einer langen, reichen Krankheitsgeschichte ist, ist ungewiss.