Ehemalige Schlossgärtnerei, Orangerie. |
Wiesenburger Feldgarten
Mit dem Tod des Erbauers des Parks 1881 übernahm seine Schwester
Elisabeth die Verwaltung der Güter. Sie ließ die Arbeiten
zur Gestaltung des Schlossteiches vollenden. Damit war die Zeit der
großen Veränderungen zunächst beendet.
Anfangs wurden die intensiven Pflanzungen im Parterre -damals noch
mit Buchsbaum eingefasst - fortgeführt, aber stückweise
vereinfacht. Zahlreiche Fotos aus der Zeit um 1900 zeugen von der
genussvollen Nutzung des Parkes durch die herrschaftliche Familie.
Vergnügen bereitete der Gräfin Elisabeth von Fürstenstein
im Winter, wenn sie sich von Jugendlichen per Schlitten über
das Eis ziehen ließ.
Eine Nutzung ganz besonderer Art war die Erbbegräbnisstätte.
Curtl Friedrich Ernst von Watzdorff, seine Schwester Elisabeth und
der 1930 verstorbene Graf von Fürstenstein ließen sich
im Waldteil des Parks „Am Stern" bestatten. Die Gräber
sind heute noch in Resten vorhanden.
Der Parkleiter, damals als „Schlossgärtner" bezeichnet,
und seine Mitarbeiter hatten rund 2,5 Hektar Gärtnerei an der
Orangerie zur Verfügung, um die Frühjahrs- und Sommerblumen
für das Parterre zu kultivieren. Die Gärtnereifläche
war damit bedeutend größer als heute, galt es doch, auch
die Pflanzen zur floristischen Ausschmückung des Schlosses bereitzustellen.
Im Feldgarten, der sich auf der Fläche der heutigen Schule, Parkplatz
und Teilen der Hasenheide befand, wurde Gemüse und Obst für
die herrschaftliche Küche angebaut. Hinzu kamen die Pflegearbeiten
im Park, während Neupflanzungen von der Baumschule Wiesenburg
ausgeführt wurden. Für diese Arbeiten in Park, Gärtnerei
und Feldgarten standen 1938 dem damaligen „Schlossgärtner"
Alfred Schölzel zwei Gesellen, zwei Lehrlinge und fünf Frauen
zur Verfügung.
Der letzte Schlossherr, Enzio Graf von Plauen, hatte nach dem Tod
von Elisabeth (1921) und ihrem Mann Alexander Graf von Fürstenstein
(1930) die Geschicke im Wiesenburger Park übernommen. Aus dieser
Zeit stammen eine Vielzahl von Gehölznachpflanzungen, die noch
heute das Areal prägen. Beispielsweise stammen die fünf
herrlichen Riesenlebensbäume (Thuja plicata) in der Nähe
des Forsthauses und die große Europäische Lärche (Larix
decidua) am Inselteich von Anfang der 1930er-Jahre.
Aus der Zeit des NS-Regimes ist überliefert, dass Parkbesucher
ein Eintrittsgeld zu zahlen hatten. 0,25 Reichsmark war der Eintritt
für einen Erwachsenen. Der Zugang erfolgte vom Schlosshof über
den Nordflügel und die heute noch vorhandene Treppe. 1939 zog
Enzio Graf von Plauen in den Krieg. Das Schloss und auch der Park
wurden währenddessen weiter bewirtschaftet. 1943 kamen gar französische
Kriegsgefangene in Baumschule und Gärtnerei zum Einsatz. Enzio
Graf von Plauen zog nach seiner Demission zur Familie nach Schweden,
die Wiesenburg bereits Ende der 30er-Jahre verlassen hatte. In den
letzten Kriegsmonaten quartierte sich das Oberkommando des Heeres
im Schloss ein. Die Soldaten waren häufig in Park und Gärtnerei.
Aber mit Einmarsch der Sowjetarmee war auch das Kapitel beendet.
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