Verfall des Schlossparks
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Wiesenburger Schloss
zur Ausbildungsstätte für Lehrer, die später von einer
erweiterten Oberschule mit Fremdsprachenschwerpunkt und angehängtem
Internat abgelöst wurde. Sie bestand bis 1992.
Aus dieser Zeit stammt vermutlich die Zerstörung der Erbbegräbnisstätte
„Am Stern" durch russische Soldaten, die von Schülern
der Oberschule mit Entnahme von Goldzähnen fortgesetzt wurde.
Die Schriftstellerin Carola Stern war zu dieser Zeit in Wiesenburg
und berichtet in ihrer Biographie, dass Schüler das Gold in Berlin
zu Geld machten, um davon Angelsehnen und ähnliches zu kaufen.
Damit fingen sie Kaninchen, die den kargen Speiseplan der Schule erheblich
aufbesserten.
Die großen politischen Veränderungen dieser Zeit führten
leider auch zu einer veränderten Einstellung zum Schloss und
seinem Inventar. Die noch verbliebene Einrichtung wurde beräumt,
die große Sammlung an Ritterrüstungen in Brandenburg/Havel
eingeschmolzen, die reiche Bibliothek landete auf Haufen im Schlosshof.
Die Nymphe, eine Statue die Curt Friedrich Ernst von Watzdorff 1869
aus Rom mitgebracht hatte und ursprünglich im Schloss gestanden
hatte, wurde nunmehr als zentrales gestalterisches Element im Parterre
aufgestellt. Sie ist heute im Heimatmuseum auf der Burg Eisenhardt
in Belzig zu besichtigen. Die Pflanzungen im Parterre wurden schrittweise
immer weiter vereinfacht. Kugelfichten entfernt und die Balustrade
am Schlossteich durch eine Feldsteinmauer ersetzt. 1957 wurden die
alles beherrschenden Kastanien im Schlosshof aus Sicherheitsgründen
gefällt und durch geschnittene Linden ersetzt.
Die Gärtnerei wurde verpachtet an Kurt Gebbers, der als Verwalter
eingesetzt wurde. Gemüse und Pflanzen wurden in einem kleinen
Laden zum Verkauf angeboten. Verantwortlicher Schlossgärtner
Alfred Schölzel blieb Chef von Park und Gärtnerei bis 1960.
Die Pflege im Park aber nahm immer weiter ab. Bereits 1969 hatte der
bekannte Potsdamer Landschaftsarchitekt Hermann Göritz die mangelnde
Pflege gerügt und konkrete Arbeitsvorschläge unterbreitet.
Seiner Einschätzung von 1975 nach gehörte der Park Wiesenburg
bei 143 untersuchten Parkanlagen des Bezirkes Potsdam neben den Anlagen
Marquardt, Neuruppin, Wiepersdorf und Wustrau zu denen mit allergrößter
Bedeutung. Das ein Jahr später stattfindende Parkseminar mit
Fachleuten und örtlichen Vertretern brachte zwar die Einsicht
in die Notwendigkeit pflegerischer Arbeiten, jedoch nur wenig Taten.
Die wichtigen Sichtachsen wuchsen zu. Kleine, ungeordnete Pflanzbeete
und unmotivierte Heckenpflanzungen hatten den Charakter des Parks
stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Teiche verschlammten und die
Drainagen versagten, so dass schließlich große Teile mit
Erlen zuwucherten. Dendrologisch bedeutsame Gehölze des Parks
starben ab und wurden nicht ersetzt.
Erst mit dem Besuch des damaligen l. Sekretärs der SED-Bezirksleitung,
Günther Jahn, wurde der „Dornröschenschlaf" beendet
und man begann ab 1986 mit der Wiederherstellung des Wiesenburger
Parkes. |