Rekonstruktion des Schlossparks
Die Kreisparteiführung gab den Druck der SED-Bezirksleitung Potsdam
an den Rat des Kreises Beizig weiter. Es kam Bewegung in die Parkanlage.
Mit immensem Personlaufwand wurden erste Aufräumungs- und Rodungsarbeiten
begonnen. Die ansässigen Betriebe, selbst die Brauerei, hatten
wochenweise Arbeitskräfte zu stellen.
Erst im Laufe der Zeit wurde von der eigens ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe
mit dem damaligen Ratsvorsitzenden an der Spitze er-fasst, wie groß
das Ausmaß an Schäden war. Sämtliche Teiche waren
verschlammt, teilweise verlandet - Abwässer aus Brauerei und
Drahtzieherei führten zu einer Eutrophierung. Neben der Verlandung
waren die Geruchsbelästigung und die optische Beeinträchtigung
der Gewässer durch verschiedene Algenarten selbst für Laien
als Zeichen für ein völliges Kippen der Gewässer zu
erleben. Mit großem Technikeinsatz wurden unter Führung
der Meliorationsgenossenschaft Brück in Zusammenarbeit mit den
beiden örtlichen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften
und dem Agrochemischen Zentrum Reetzerhütten sämtliche Teiche
entschlammt - der Böschungsverbau lief in Zusammenarbeit mit
der vor Ort arbeitenden Parkbrigade.
Gerade sie konnte sich während der ersten Rekohstruktionsjahre
personell weiterentwickeln. Ausgehend von einer kleinen Truppe Mitte
der 80er-Jahre bestehend aus drei Frauen waren Anfang der 90er-Jahre
zwischen fünf und sieben Personen, davon stets mindestens drei
Männer, und der Parkleiter Gunnar Lange festangestellt. Die Wiesenburger
Parkbrigade stellte bereits in der politischen Wendezeit hier zu Lande
eine Ausnahme dar, denn in vergleichbaren, ländlichen Parkanlagen
existierten derartige Pflegekolonnen nicht.
Neben den genannten Arbeiten am Teichsystem war ein weiterer erster
Schwerpunkt die Beräumung von Wind-und Schneebruch vergangener
Jahrzehnte und der Einschlag von Jungaufwuchs. Bei diesen Arbeiten
konnte festgestellt werden, dass bereits zu Zeiten der letzten Grafen
in vielen Gehölzbeständen nicht mehr konsequent gearbeitet
wurde, pabei ist bemerkenswert, dass während dieser Arbeiten
niemals ernsthafte Meinungsverschiedenheiten mit den Naturschutzbehörden
auftraten. Die Gartendenkmalpflege hatte Priorität, war während
des ganzen Rekonstruktionszeitraumes Normalität.
Noch vor 1989 wurde mit dem Wegebau begonnen. Die ersten kleinen Abschnitte
gestalteten sich nicht nur bautechnologisch kompliziert. Heute nicht
mehr begreifbar war allein schon das Besorgen der als Begrenzung vorgesehenen
Stahlkanten. Das erste Material kam aus der Parkanlage Marxwalde,
heute Neuhardenberg. Die Kreisdirektion für Straßenwesen
war zunächst für den Bau der Wege verantwortlich - ein völlig
neues Feld für die Kollegen. Anfängliche Uneinsichtigkeiten
verwandelten sich in den Jahren in fachliche Sicherheit.
Mit Wiederherstellung des Parterres konnte erstmals eine Garten- und
Landschaftsbaufirma gebunden werden. Erwähnenswert ist, dass
die Arbeiten nur mit minimalen Planungsunterlagen realisiert wurden.
Viel Wert wurde auf die tägliche Abstimmung der Arbeiten und
ein ständig gemeinsames Abstecken der gesamten Anlage gelegt
- immer wieder nahm man das älteste Foto des Gartenparterres
von 1894 zur Hand und veglich es, meist auf der Terrasse oder Schlossdach
stehend, mit dem jeweils bebauten Bereich. |